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Eckhard Rhode
  lernte ca. 1987 das Werk von Reinhard Priessnitz kennen.
Seitdem hat es große Bedeutung für sein eigenes poetisches und poetologisches
Denken und Schreiben.

Besonders der Aspekt des Zusammenhanges von Priessnitz Texten und
psychoanalytischen Fragestellungen und Konzepten ( Priessnitz war ein begeisterter
Leser u.a. von S. Freund und J. Lacan ) interessiert ihn - ohne diese unterschiedslos
einander annähern zu wollen.


Eckhard Rhode
, geboren 1959 in Oldenburg, lebt seit 1980 in Hamburg.

Seit 1980 Veröffentlichung von Gedichten, Texten, Theaterstücken und Aufsätzen;
zuletzt : „unschrift“ (edition solitude / 2001) und : „heroine/narben“ (ua : healing
theatre köln 2003).

 1998/1999 organisiert Eckhard Rhode in Hamburg die Vortragsreihe „Züge der
Wirklichkeit“ - von und mit Franz Kaltenbeck –  sowie 1999 die Veranstaltung „Lacans
Theorie des Spiegelstadiums“.

 1990 : Gründung „Restaurant Marinehof“ mit Astrid Wettstein und Hans Thalgott

eckhard.rhode@gmx.net





Traumgedanken

( Bemerkungen zu Reinhard Priessnitz' "wischung" )


Vortrag
Tage der Poesie Linz
13. April 2007




0


                              wischung


die scheibe vor der schreibe, entfernter,
dies sei die ganze salbe?  distanzen;  dies
tanzen; vom übersehenen über das sehen ab-
sehen, abgleiten, solange das begleitete
gleitet, viel- und vogelstimmig, richtung
runter zu; der ganze sirup, saft, sog, die
sanfteren sossen, der eindruckssenf; ist
das der sinn?  näher:  die scheibe vor der
nähe, der diesem schreiben angenäherten,
dreckdiesig, russ des reinen; der schnee,
sprachspray, und über das geschmierte schmie-
ren noch so hingeschmiert, wisch- und  weltfest,
und so lang? ;  aber die nähe hält; dann das
bruchunsichere, der pfeil, die spanne,
des klirrens verdächtig, der halbe ansatz :
wäre das der sprung?  also entfernter : die
schreibe vor der scheibe vor der schreibe,
das zerscherbelte, aufgefädelte, der bruch;
der ganze scheibenkleister des schreibens,
hingepicktes, das hehre, der eitle spiegel;
darin das selbe:  die scheibe vor der schreibe,
weg vom fenster, abgesalbt, ohne sinn, im
sprung; nähe ?  so lange; dann, ferner:
und das sind sämtliche semmeln? (1)

1

"Alle Gedichte des Reinhard Priessnitz sind Buchstaben, insofern diese am Strand des "Unerkannten" liegen." (2)

Dieser Gedanke von Franz Kaltenbeck, seiner Untersuchung über Priessnitz' "+++" entnommen, soll mir als Leitfaden meines Vortrags dienen.

2

Dem Rahmenthema dieser Poesietage "Für die Beweglichkeit" bzw.genauer, den Begriffen : "Tiefenschärfen, Oberflächen" möchte ich im Sinne einer Konfrontierung, d.h.: mit dem Begriff der Titelzeile meines Vortrags : "Traumgedanken" (Fn. 3 - 11) begegnen.

Ich ,konfrontiere'(12) also die Begriffe des Rahmenthemas mit mich interessierenden analytischen bzw. poetischen Texten bzw. Begriffen.
Durch diese Konfrontation provoziert können Kommentare bzw. Lektüren passieren.


3

a. Priessnitz' Text mit Hilfe der von Sigmund Freud entdeckten Methoden der Traumdeutung zu untersuchen rechtfertige ich - im Zusammenhang meiner nun zehnjährigen Analyse mit Franz Kaltenbeck - zum einen mit Jaquces Lacan, der in seinem 1. Seminar davon spricht, daß ".. zum Beispiel im Traum, in dem Augenblick, wo er eine bestimmte Richtung einschlägt, Phänomene.. "..auftreten..", "die ganz speziell linguistischer Art sind." (13)


b. Zum zweiten erscheint mir der von Freud öfters erwähnte und für seine Arbeit zentrale Gedanke,
daß "...der Traum selbst ein neurotisches Symptom.."ist, "..und zwar eines, das den für uns unschätzbaren Vorteil hat, bei allen Gesunden vorzukommen " (14),
die Folgerung für den ja auch z.B. nur aus einem einzigen Wort  ( oder : einem Buchstaben, einer Zahl, einer Formel oder später : einem Signifikanten ) bestehenkönnenden Traumtext (15, 16) zuzulassen, daß dieser deshalb offen für jede und jene Formen sprachlicher Bildungen wird, denen wir eben auch in der Dichtung begegnen.
( Priessnitz Interesse an einem Text August Stramms, den er vorschlägt mit einem Text Eugen Gomringers zu lesen, könnte da zum Beispiel genannt werden. (17) )

Das hieße, eine bekannten Gedanken von Freud variierend : der Traum ist nicht nur ein "..vollgültiges psychisches Phänomen.."(18), sondern ein ebenso linguistisches.
Und das soll bedeuten: die Untersuchungsmethoden der Traumdeutung können sich ebenso im Rahmen der Dichtung als wertvoll erweisen.

In diesem Zusammenhang lese ich auch Priessnitz' bereits 1966 veröffentlichte Äusserung:
"so habe ich wohl das meiste aus der umgangssprache gelernt, und vor allem daraus, wie mit ihr umgegangen wird."(19)
Freuds "Festsetzung", "..eben das, was der Träumer erzählt, habe als sein Traum zu gelten.." (20) widerspricht dem ja gerade nicht.


c. Drittens hat Priessnitz selbst in seinem Text "leere mengen" die Zeile notiert:
"was für bewusstseine sind einzuführen. solche der buchstaben."(21)

Und um nicht in eine zu vieldeutige Diskussion in Bezug auf "..den Abstand des Subjekts zur'schreibe'"(22) zu geraten, sei hier an Priessnitz'Sätze zur Grammatik erinnert  :
"was der grammatik weh tut; der satz als wunde, die welt als wunde, ich als wunde, wien als wunde, krieg,& der sieg als wunde."(23)
Und :
"die grammatik, die, einem spitzen instrument ähnlich, in die oberfläche sticht und ihre wunden hinterlässt."(24)

Beide Formulierungen sind signifikant.
Zum einen schlägt ja der Satz der Grammatik eine Wunde, und zum anderen fügt die Grammatik selbst ebenfalls ( vielleicht muß man an dieser Stelle ergänzen : dem sie benutzenden Subjekt ) Wunden zu.

"Tiefe, wunde Spuren" :
so endet Samuel Becketts Text für den von ihm geschätzten Maler Avigdor Arikha.(25)

Und Franz Kaltenbeck folgert :
"Ein wahrer dichterischer Akt stellt die Sprache in Frage, verletzt ihre Gesetze. Dichter begehen Attentate gegen die Sprachherrschaft. Und daher ist es kein Wunder, daß die Sprache sich rächt.(26)

4.1

Von einem Abwesenden zu sprechen ohne daß seine Stimme zu hören ist, ohne daß er in gewissem Sinne also "antworten" könnte, das erscheint mir problematisch.
Aus diesem Grunde soll an dieser Stelle die Stimme von Reinhard Priessnitz zu hören sein.
Er liest sein Gedicht "wischung" (27, 28).

Einspielung der Tonaufnahme



4.2

Da ich keine von Priessnitz selbst aufgenommene Fassung seines Textes "film"(29) gefunden habe, den zweiten Text, den ich sowohl kommentieren als auch mit dem ersten Text lesen möchte ( und umgekehrt ), trage ich "film" selbst vor.



                                 film

qua morgen, schnitt, kohlenvoll, quaqua
-   -   -   -   -   -   -   -   -   -   -   -   -   -   -   
abends der gips dann, drüber: gibs auf;
schnitt; die schweisswarze am lid-
schatten; bild
riss;
das grosse :  menü; eiswind; schas;
immer flimmer:  dass sich so
worte ergeben?  ,  ab-
schnitt;  tisch, sessel, regen; dann
der film als tag : reisst.
abriss ; quaqua; herbst
die zeitlose nuss :  reiss ab.
surren; sekündend: vierundzwanzig tränenkader
(heuler!), und das durchs kino; schnitt;
kommata; milch; tusch, zeichenleichen,
viel hunderttausend ungezählt,
aber nur die blöderen bilder; gerafftes;
-   -   -   -   -   -   -   -   -   -   -   - fragen,
was für eine leinwand das auge sei:
oktober,
schnitt,
das ungeputzte gold überm weinland,
durchgestrichen die sonn, sand
auf blumen, weissschwarze.

5.1

Wenden wir uns nun folgender Passage aus Priessnitz "wischung" zu :

"...
dreckdiesig, russ des reinen; der schnee,
sprachspray
..."(30).

Das Doppelte "d" von "dreckdiesig", dem sich das folgende "r" in den "r"uss des "r"einen hinein reckt, aus dem dreck also, folgt der schnee, der reine, eine, dessen doppeltes "ee" sich hin zum gesprochenen "ä" des "spray",ay notiert, verschiebt; vielleicht im Sprechen sogar "verschmiert", folgt doch dem eben Zitierten folgende kleine Passage :

"...
                         und über das geschmierte schmie-
ren noch so hingeschmiert
...(31).

Vom "verschieben" zum "verschmieren" müssen also drei Buchstaben ihre Plätze wechseln - damit das "'geschmierte schmieren'noch so ,hinschmiert' ( als das "..An-sich der ganzen bürgerlichen Schmiere..", wie es in einem Brief von Engels (32) heißt ? ), um in ein "..wisch und weltfest"(33) - die welt als das, das wie geschmiert läuft ? - auszulaufen; "und so lang"(34), "so long", oder : " wie lange noch" - und wie weiter?

"aber die nähe hält."(35)



5.2

Oder anders :

indem "rein", getrennt durch ein Semikolon, dem "schnee" vorausgeht (36), lässt sich an etwas "Jungfräuliches"( bzw. ein :"Jungfräulein" )(37) denken - denn, wie in Joyce '"Ulysses" im "Sirenenkapitel" nachzulesen ist :"Das bringt diese Wüstlinge von Kerls da rein: ihr Weiß."(Fn. 38 - 40).

Und gewiß sind diese Sirenen, ist dieses Ulysses - Kapitel ja "viel-...stimmig".(41)
"..vogelstimmig"(Fn. 42 - 45) könnten die Sirenen in dem Sinne sein, da sie oft als "..Mischwesen aus Vogel- und Mädchenleibern..."(46, 47) beschrieben werden.


Und achtzehn Zeilen weiter ( im "Sirenen-Kapitel" des "Ulysses" ) tritt Leopold Bloom auf, von dessen "schmierigen Augen"(48) gesprochen wird; kurz danach wird er auch noch als "Schmiernase"(49) bezeichnet. Er selbst reflektiert : "Schmierig, ich weiß."(50) Danach als "Schmierischlieribloom"(51) bezeichnet, während Miss Douce ".. so gelacht.." hat, daß sie sich "ganz naß ..fühlt"(52)( sicher eine sehr "weltfeste"(53) Dame), "..strich Schmieribloom.."(54) weiter und erinnert sich, "..rumgeschleimt.."(55) zu haben.


6.1

Die Bezüge auf den "Sirenen-Mythos" im Werk Homers, in den Schriften Ranke-Graves sowie seine Bearbeitung u.a. im gleichnamigen Kapitel des "Ulysses" dienen mir eher zu einer Darstellung ".. des Netzes der semantischen Bestimmungen.." (56), zur Unterstützung einer möglichst buchstäblichen Lektüre des Priessnitzschen Textes als zu dessen Deutung.

Inwieweit sich aus möglichen Schnittmengen buchstäblicher Lektüren Deutungen bzw. Konstruktionen ableiten lassen, scheint mir eine andere Frage zu sein. Es genügt mir zunächst einmal, parallele Lektüren und sich daraus ergebende mögliche strukturelle Merkmale in Bezug auf die Lektüre des Priessnitzschen Textes zu entwickeln.


Vielleicht kann eine buchstäblichere Lektüre auf Umwegen zu einer Deutung führen;
aber kann oder : muß das sicher so sein?
Schreibt nicht auch Freud von der "..Überdeterminierung.."(57) von Traumelementen und von dem "..Nabel des Traums.." in folgenden Worten :
"Jeder Traum hat mindestens eine Stelle, an welcher er unergründlich ist, gleichsam einen Nabel, durch den er mit dem Unerkannten zusammenhängt."(58)
Sollte das nicht auch für einige Passagen eines Gedichtes gelten ?


Daß eine Deutung - darüber hinaus - immer auch "..daneben fällt.." (59) bzw."..sich auf der Ebene des ,falsus' hält.."(60) - auch diese Möglichkeiten ( bzw. Wirkungen ) sollen nicht ausgeschlossen werden.



6.2

Obwohl die Gesamtkomposition der "vierundvierzig gedichte" ja noch nicht entschlüsselt ist,
gibt es bereits eine Menge sehr interessanter Arbeiten, die die Bezüge der einzelnen der Gedichte im Verhältnis zueinander untersucht haben.

Das beträfe zum einen natürlich die Gedichte als Ganzes ( zum Beispiel :"schneelied" und "ein ähnliches, jahre später" (61), oder : "wurf eines entwurfs und "entwurf eines wurfes" (62)- nicht ohne Grund schliessen diese Gedichte im Buch aneinander an ) - ;
das beträfe aber auch den Zusammenhang, daß gewisse Passagen eines Gedichtes gewisse Passagen eines anderen kommentieren, zählen, anders bzw. noch einmal fassen, umformen, be- oder ausarbeiten, analysieren und kommentieren.
Daß diese Beziehungsmöglichkeiten bis in die Kompositon und Kombinatorik der einzelnen Wortlautformen bzw. deren Buchstaben eines einzigen, nur aus fünf Worten bestehenden Gedichtes reichen können, zeigt ja das Gedicht "mund".(63)

Franz Kaltenbeck hat am gestrigen Nachmittag in seiner aufregenden Analyse von "triest" gezeigt, daß es Möglichkeiten gibt, diesen Text in gewissem Sinne komplementär weiter zu lesen mit " am offenen mehr."(64)

Ich möchte nun versuchen, "wischung" mit einigen Textstellen aus "film" weiter zu lesen.
"dass sich so/worte ergeben?"(65)


7.

Also weiter:

1  Der "..russ des reinen"(66), das liesse sich auch - mit der Brücke des "jungfräulichen...Weiss" (67)aus dem Ulysses Kapitel - in die Wortkombination: "schwarz/weiß" übersetzen.

In Priessnitz' Gedicht "film"(68) gibt es nun mehrere aus diesen beiden Worten gebildete Kombinative -
etwa "schweisswarze"(Fn. 69 - 71), und in der letzten Zeile "weissschwarze."(72)

Und in der ersten Zeile dieses Gedichtes , das vierte Wort, "kohlenvoll"(73) - erinnert das nicht an die Verdichtung von "russ" und "reinem"in "wischung" ;
vielleicht nachdem "das sehen" von einer Szene wie dem Entladen von Kohlen über frisch gefallenem Schnee "abgesehen" (74) hatte ?


2  Ruß, " tiefschwarzes Pulver aus Kohlenstoff, das sich bei unvollkommener Verbrennung organischer Substanzen ausscheidet"(75), ließe sich nun also, über die Wortbrücke des "kohlenvoll"(76), weiter in Richtung "kohlen" lesen;oder, nach einer kleinen syntaktischen Umordnung als "voll Kohlen";
wenn es nun erlaubt ist, daß kleine "n" zu streichen, was in diesem Falle nicht sinnentstellend ist, bleibt " voll Kohle" zu lesen; "Kohle", umgangssprachlich ja auch für "Geld"(77) zu setzen, erklärt uns vielleicht nun deutlicher, von welchem "ruß" das "reine" bedeckt wird.

Wenn man darüber hinaus den Zeichencharakter des Geldes (Fn. 78, 79), besonders der Geldscheine bedenkt, und, damit Geld sich vermehrt, es wieder investiert, ausgegeben, im Spiel eingesetzt werden muß, sich also sowohl vermehren als aber auch verzehren, verbrennen kann -( es wird ja, umgangssprachlich, im Geschäftsleben durchaus von "verbranntem Geld" gesprochen ) - ;
dann liesse sich, um im Bild zu bleiben, der Rußrauch als eine "dreckdiesige" Spur lesen, die auch das Geld hinter sich her zieht ;
wobei sich im "diesigen" wiederum das "dunstige"(80) als auch das unflektierte Demonstrativpronomen "dies" (81) differenzieren lässt.


3a
"Diesiges" als "hiesiges" liesse sich also weiter, einen Buchstaben umordnend, ergänzen.
Und : spricht man nicht auch vom "Sich-Befinden" im "Dunstkreis einer Ideologie"?

Vom Umkippen einer Ideologie des "Reinen" in diese Taten des Verbrennens, des Produzierens von Rauch, Asche und Ruß also spannen sich im Falle der Priessnitzschen Textstelle drei Worte.

Den Signifikanten "Reinigung" könnte man nun als Wortbrücke einsetzen, um von der Ideologie des "Reinen" zu den Taten zu kommen, die auch im Verbrennen der Materialien bestünden, die da als Abfall, als Abschaum ausgekehrt und beseitigt werden sollen.

3b
Gottfried Benn, dem "wischung" in gewissem Sinne geschuldet ist (Fn. 82 - 84), spricht in seinem Aufsatz "Züchtung I"(85) ( 1933 veröffentlicht (86) ) von dem "Menschen... heute...", der " der Reinigung..bedarf." (87)

In Bezug auf Moses heisst es in demselben Text : "Sein Gesetz hieß: quantitativ und qualitativ hochwertiger Nachwuchs, reine Rasse. (88)

Und am Ende dieses problematischen Textes spricht Benn von ".. der Reinheit eines neuen Volkes."(89)

3c
Das Reine, die Reinigung, die Reinheit und "rein", verknüpft mich dem Substantiv: ,Rasse'.

Und ca.zwei Jahre später als Benns Text, am 15. September 1935 lässt sich im "Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre" lesen :
"Durchdrungen von der Erkenntnis, daß die Reinheit des deutschen Blutes die Voraussetzung für den Fortbestand des deutschen Volkes ist..."(90) .

Priessnitz konfrontiert das Reine mit dem Ruß, dem Rest; dem, was schmierige Spuren hinterlässt.
Versucht man, sie abzuwischen, verschmiert man das Schmierige nur noch mehr.
Man "schmiert" also "über das geschmierte schmieren" "noch"mal "hin".(91).


3d
 Daß das "schmierige" aber gleichzeitig auch - nachdem man den Buchstaben "klein m" um eine horizontale Achse gedreht hat - das "schwierige" ist, das ist Priessnitz nicht entgangen.
In seinem Prosastück "13 flocken"notiert er :
".. es war schwierig(=schmierig), ihre elemente beim ersten blick herauszuschälen(form)..."
(92)

Die Konstituierung des Buchstabens "w" an dieser Stelle , der Übergang vom "schmierigen" zum "schwierigen" bedeutet mehr als ein einfaches Wortspiel.

In einer wahrscheinlich am 9.11.1971 erstellten Notiz führt Priessnitz aus :
"wörter, die mit w beginnen: wort, wahrheit, wahnsinn, wald, wieder & wider; wahren, wohnen, wachheit, wille, wie auch die 5 w's der polizei: wo, wann,wie,womit warum; sie hängen tatsächlich in mancher wachstube.
wirklichkeit. wittgenstein. weininger.
wien. weltschmerz. wassserball.
wunder. wunsch. wesen. witz. wasser.wandel. wissenschaft. wollust."(93)

Taucht an dieser Stelle( etwa auch in den beiden nebeneinanderstehenden Positionen der Worte "Wissenschaft" und "Wollust" ) nicht der "Rest" im Zusammenhang einer anderen Funktion auf : der der Sinngebung ?

Hat Lacan nicht darauf hingewiesen, daß
der Sinn "..den Anschein erweckt, als gehörten Signifikanten und Signifikate zusammen."? (94)

Und weiter : "Es bleibt aber ein Rest, der sich dem Sinn entzieht. Diese fehlende vollständige Zuordnung ermöglicht das Gleiten der Signifikate unter den Signifikanten, was zur Feststellung führt, daß der Sinn nie erschöpft, nie vollkommen ist. "(95)

Und wird dieser Rest nicht als der "Ort des Begehrens bezeichnet"?(96, 97)

Fragt Priessnitz an dieser Textstelle, in dem er "Wissenschaft" und "Wollust" nebeneinanderstellt, nicht nach dem Begehren in der Wissenschaft - wie es auch Lacan im Hinblick auf die Person J.R. Oppenheimers getan hat? (98)

Und schreibt er in der Konfrontation dieser Begriffe nicht auch den unreduzierbaren Rest ein?


8.1

"..der schnee, / sprachspray,.."(99):

dieser Schnee, wiederum, der nicht nur als Flocken vom Himmel fallen kann, sondern auch in winzigen Partikeln vom Himmel stäuben kann; erinnert er nicht - natürlich nicht an "mundspray" - ,aber an das, was zunächst einmal nur aus dem Mund kommen kann : Sprache?

Denn dieses "Partikelgestöber"(100), diese Sprache, vielfach benutzt, vernutzt, dreckig, abgegriffen und schmierig wie Geldscheine vom vielen Gebrauch ( siehe Friedrich Engels(101) - die zitierte Textstelle oben entstammt den "Briefen über ,Das Kapital'" ) -

war Priessnitz nicht dagegen hauptsächlich an einer Spache interessiert, an einer Sprache -wie Franz Kaltenbeck schreibt - ,:"..die er neu binden oder, im Gegenteil, zerlegen konnte,..".(102) ?

Sicher, das "neue" ist nicht unbedingt das "reine"; aber das "neue" ist doch etwas, was bzw. das zum ersten Mal auftaucht, und das kann auch, zumindest für eine Weile, bevor es sich eben abnutzt, "rein" sein.

Und, um es umfassender mit einem Wortspiel zu sagen : singt die "Sirene" nicht "reines"?


9.1

Wie liesse sich nun die Folge "..richtung / runter zu.." (103) nach der Sequenz "viel- und vogelstimmig"(104) lesen - vorausgesetzt, "viel- und vogelstimmig" kann, wie oben vermutet, in einen Bezug zu dem "Sirenen-Kapitel" im "Ulysses" - und einer Variante ( oder Folge) des ihm wahrscheinlich zugrundeliegenden Mythos gesetzt werden?

Robert von Ranke Graves kommentiert den Mythos "Die Argo kehrt nach Griechenland zurück"(105) an einer Stelle folgendermassen :

"Manche sagen, daß die Sirenen, die bereits ihre Flügel als Folge ihrer Niederlage in einem von Hera veranstalteten Singwettstreit mit den Musen verloren hatten, Selbstmord begingen, weil es ihnen nicht gelang, Orpheus zu besiegen.
Doch lebten sie noch immer auf ihren Inseln, als Odysseus eine Generation später vorbeizog."
(106)



9.2

Innerhalb der "vierundvierzig gedichte" fände "..richtung/runter zu.." eine Entsprechung in dem Text "ballade".(107)
Dieser von Durchstreichungen, Wellenlinien ( Fn. 108-111 ), Überschreibungen und verweisenden Pfeilen übersäte und durchschriebene Text ( eines dieser Strukturmerkmale findet sich auch in dem von oben rechts nach unten links quer durchgestrichenen Text "white horse song"(112) ) lässt sich an den nicht gestrichenen Stellen so entziffern :

"

...............runtazogn

                       runtazogn




zogn



runtazogn  runtazog  runtazg  runta
                                                zoon
....
...

runta


                   runta  zong

                                      runta


......"(113).


"..richtung runter zu..": einerseits verweisend auf das auf dem Blatt Papier Geschehende, und zum anderen wie gelesen wird, zum Ende der Seite hin, hier in Sprüngen.

Das Textblatt also als einzelnes (114) graphisch aufgefasst, als eine Menge von Wellenlinien (115, 116), Wellenbewegungen, als eine Wellenmenge auch wellenförmiger Schriftzüge :
zieht da nicht etwas in die Tiefe, auf seinen Grund, oder, wieder im Fall der Seite, zum Rand hin?

Der Rand als Grund der Seite - oder : der Grund als Rand der Seite.
Darauf Buchstaben, kleine Buchstabengruppen, "Inseln des Sinns" (117)
Aber auch der Buchstabe selbst "beschreibt den Rand des Loches im Wissen" (118).



Ich danke Ihnen.



Anmerkungen :


(1) reinhard priessnitz : vierundvierzig gedichte S. 32 - droschl 1986 linz/wien

(2) Franz Kaltenbeck : Reinhard Priessnitz.Der Stille Rebell - Droschl/2006 - S.74

(3) Ursprünglich war mein Vortrag unter dem Titel "traumarbeit/zwischensprache" angekündigt worden. "zwischensprache" ist auch der Titel eines Aufsatzes von Chris Bezzel (4) ; seine Arbeit kommentiert mit
diesem Begriff-Kompositum das Gedicht "zitronen".
Bezzels Brief an Priessnitz (5) sowie vor allem Priessnitz' "Antwort" (6), in Bezzels Aufsatz vollständig
abgedruckt, sind beide aus sehr unterschiedlichen Gründen sehr interessant.

Bezzels Brief in Bezug auf die Organisationsstrukturen und Entwicklungstendenzen des "Bielefelder Colloquiums Neue Poesie" ( 1979 zum 2. Mal veranstaltet - einer der wichtigsten Versammlungsorte der Vertreter der Textentwicklungen, die von der "Konkreten Posie" her ihre Ausgänge nahmen) - und Priessnitz`Brief als poetologisch meisterhafter, gleichzeitig jedoch äusserst zurückhaltender Kommentar von seinen "zitronen".
Um so wichtiger ist der explizit von Priessnitz geäußerte Gedanke ( seine "zitronen" betreffend ), es sei ein, politisches Gedicht.'
"Frage :'Was ist an diesem Gedicht das politische?'
Antwort RP : "'Ja, das sind diese ,zitronen',die mir mein ganzes Leben durchsäuern. Und ich hab versucht, sie in Kontaminationen, und zwar immer Vorsilben und Nachsilben überlappend, abzubilden. Und meines Erachtens funktioniert unsre Gesellschaft ebenso wie es in diesen beiden Strophen der Fall war. Und zwar durch Verwischung(!) der Begriffe, die sozusagen auch gleichzeitig Namen sind, und eine gewisse Form der Beliebigkeit ebenso ausdrücken wie eine der Repräsentanz. Und das sehe ich auch mit den Begriffen und zum Teil auch mit den Namen - in einem abstrakteren Sinne -  in unserer Gesellschaft vorherrschend. Und insofern möchte ich dieses Gedicht als ,politisch' bezeichnen.' (Fn 7 - 10)

Den Unterschied von "Traumgedanken" und  "Traumarbeit" im Verhältnis zur "Urteilsfunction" hat Franz  Kaltenbeck in seinem großen Aufsatz "Sigmund Freud und Wilhelm Jerusalem" herausgearbeitet. Dort heisst es: "In der ,Traumdeutung' spricht Freud die Urteilsfunction der ,Denkleistung der Traumarbeit' ab und dem ,Material der Traumgedanken' zu. Er sagt von der Traumarbeit : ,Sie denkt, rechnet, urteilt überhaupt nicht, sondern sie beschränkt sich darauf, umzuformen.' Die Traumgedanken ,sind völlig psychischen Aufwand , dessen wir fähig sind, gebildet'. "(11)
Einen Vortrag "Traumarbeit" zu nennen wäre also ein merkwürdiger Widerspruch.


(4)  Sprache im technischen Zeitalter Nr. 100 - S.276-285  - Berlin/1986

(5) "zweitschrift 6" S. 57 - hannover/1979

(6) - siehe (4) - S. 277/79

(7) Die Tonaufnahme wurde mir von Renate Kühn überlassen. Es wird sich bei diesem Gespräch um die Sendung "Auskünfte: Autoren im Gespräch : Reinhard Priessnitz" vom 3.3.1979 (Moderation : Franz Schuh) handeln. (8)

(8) Renate Kühn : Der poetische Imperativ - Bielefeld 1998 -  S. 351 Fn 71. Siehe den Aufsatz : "eine Pranke in den Nacken der Erkenntnis"( Reinhard Priessnitz "wischung") - S. 331 - 402.
Dieser Aufsatz ist wohl die umfangreichste grammatisch/lexikalische Analyse von Priessnitz "wischung". Mercedes Blancos Aufsatz "Wandlungen der Methode in der Poetik" (9), den Renate Kühn ebenfalls einige Male, allerdings kritisch erwähnt, scheint mir in seinen Kommentaren zu "wischung"(10) weiter zu gehen als Kühns Text.
Eine Ausarbeitung dieser Unterschiede im Rahmen eines Aufsatzes mit dem Arbeitstitel "Konkrete Poesie
und Verdrängung" ist in Vorbereitung.

(9) in : reinhard priessnitz symposion paris 1990 S.13 - 39 - droschl 1992 granz/wien

(10) - siehe (9) - S. 27 - 32

(11) Franz Kaltenbeck : "Sigmund Freud und Wilhelm Jerusalem" - Manuskript -  S. 4

(12) W.I. Lenin : Was tun ? - Dietz Verlag Berlin/1988  - S. 105 - Lenin kommentiert in dieser Textstelle eine Konfrontation zweier philosophischer Positionen ("Ökonomismus", "Terrorismus") aus einer Fussnote seines Textes.

(13) J. Lacan - Das Seminar Buch I - S. 63 - ( Sitzung vom 3. Februar 1954 ) - Quadriga/Weinheim 1990
(14) S. Freud : - Studienausgabe - hier : Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse - Std.Ausgb. Bd. I S. 101

(15) - siehe (13) - S. 62

(16)  J. Lacan - Das Seminar III (Die Psychosen) - z.B. : S. 41  und S. 62/63 -Quadriga/Weinheim 1997

(17)  "...abtötung august stramm warten dazu gomringers ein text ereignet sich ..." - Tonaufnahme RP, die mir von Renate Kühn überlassen wurde.

(18) S. Freud - Die Traumdeutung - Std. Ausgb. Bd. II - S. 141

(19) reinhard priessnitz - texte aus dem nachlass - Ausgabe Bd.4  S.8 - droschl linz/wien 1994

(20)- siehe (14) - Bd. 1 S.103

(21) - siehe (19) - S. 97

(22) - siehe (8) - S.349

(23) Reinhard Priessnitz :".. und knallt ganz laut die ecritüre zu" - Textstplitter aus dem Nachlass - in : Schreibheft Nr. 47 S.155 - Reprint Zweitausendeins

(24) - siehe (23) - ebd.

(25) Samuel Beckett : Das Gleiche nochmal anders - Suhrkamp/Frankfurt 2000 - S. 65

(26) - siehe (2) - S. ?

(27) - siehe (1) - CD Aufnahme : Länge : 2'21" - Aus der Ansage von R.P.:"..und es passt - Aschermittwoch sowieso..." lässt sich entnehmen, daß es sich um die Lesung "Aschermittwoch der Lyrik"(1.6.84) handeln könnte.(28)

(28) - siehe auch : (8) - S. 359 Fn. 112

(29) reinhard priessnitz - vierundvierzig gedichte - edition neue texte linz/wien 1986 - S. 45

(30) - siehe (1) - S. 32 - Zeilen 10 und 11

(31) - siehe (1) - S. 32 - Zeile 11 und 12

(32) F.Engels an K.Marx - 24. Juni 1867 - "Briefe über ,Das Kapital" - Dietz Verlag Berlin/1954 - S.138

(33) - siehe (1) -  S. 32 Zeile 12

(34) - siehe (1) S. 32 Zeile 13

(35) - siehe (1) S. 32 Zeile 13

(36) - siehe (1) -  S. 32 Zeile 10

(37) James Joyce : Ulysses - Erste kommentierte Ausgabe 2004 - S. 383 Zeile 11

(38) - siehe (37) - S.383 Zeile 12 Auch Franz Kaltenbeck hat Priessnitz mit Joyce gelesen, und auch er kommentiert ein "Weißes". Er liest das Ende von "reise" ( das mit den Zeilen :..wo uns zärtlich, / als flocken, der schnee / treibt..." endet ((39)) ) mit dem Ende des Dubliners-Novelle "Die Toten" und kommentiert:
"Man denke auch an das Schneetreiben im Schlußabsatz von Joyces Novelle "The Dead" in Dubliners." (40)
Weitere Verknüpfungen mit dem  Signifikanten "weiß" in Priessnitz' Texten bleiben zu finden. Das das "Weiße" mit dem "Wissen" assoziiert werden kann liegt nahe.

(39) reinhard priessnitz - vierundvierzig gedichte - edition neue texte linz/wien 1986 - S. 28 Z. 14 - 16

(40)  siehe (2) - S. 100

(41) - siehe (1) - S. 32 Zeile 5

(42) - siehe (1) - S. 32 Zeile 5

(43) Thomas Eder zitiert in einer Anmerkung aus Renate Kühns Arbeit den "..für die Dichtung allgemein so bedeutsamen topoi der ,vögel'  "(44) wie folgt: "Im Verlauf der Literaturgeschichte begegnet der ,Gesang' der Vögel nicht nur als Gegenstand der Lyrik, insbesondere des Volksliedes, sondern wurde darüber hinaus auch explizit zur Erklärung der Entstehung von Lyrik benutzt." (45)

(44) Thomas Eder : "Unterschiedenes ist /  gut" - S.98/99 Fn 211 - W. Finkh Verlag/München 2003

(45) - siehe (8) - S. 364

(46) dtv Lexikon - Band 17 - S. 39 linke Spalte. Von "..vogelbeinigen Sirenen" schreibt auch Robert von Ranke-Graves. (47)

(47) Robert von Ranke-Graves : Griechische Mythologie - Rowohlt/1997 - S. 445

(48) - siehe (37) - S.383 Zeile 31
(49) - siehe (37) - S.383 Zeile 36
(50) - siehe (37) - S.384 Zeile 4
(51) - siehe (37) - S.384 Zeile 9
(52) - siehe (37) - S. 384 Zeile11/12
(53) - siehe (1) - S.32 Zeile 12
(54) - siehe (37) - S.384 Zeile 16
(55) - siehe (37) - S.384 Zeile Zeile 18/19
(56) Jean Bollack : Sinn wider Sinn - Wie liest man? - Wallstein Verlag Göttingen/2003 - S. 21
(57) - siehe (18) - S. 308
(58) - siehe (18) - S. 130 Fn. 2
(59) - siehe (11) - S.1
(60) - siehe (11) - S.1

(61). reinhard priessnitz -"vierundvierzig gedichte" - S. 24 und S.25 - Linz/Wien 1986 Priessnitz mündlicher Kommentar dazu ist interessant.
 "Ich habe in dem vielleicht ältesten Gedicht  - nämlich das "schneelied" -, ein Beispiel gegeben für eine ganz bestimmte Anwendung von Metaphorik, und habe in einem vielleicht zehn Jahre später verfassten Zusatz auf die Problematik hingewiesen, und man möge sich dieser Problematik auch bewusst werden. Es ist ganz sicherlich auch eine Kritik an dieser Art von ,Romantik', und an dieser Art von meta-phorischem Gebrauch. Es ist aber das eine ohne das andere nicht denkbar und ich finde es durchaus gerechtfertigt, beides nebeneinander zu zeigen." Zur Tonaufnahme siehe Fn.7 und 27.

(62) reinhard priessnitz -"vierundvierzig gedichte" - S. 47 und S.48 - Linz/Wien 1986

(63) reinhard priessnitz -"vierundvierzig gedichte" - S.51 - Linz/Wien 1986

(64) Franz Kaltenbeck : Reinhard Priessnitz sticht in See - Untiefen der Protopoesie - MS, gelesen auf den "Linzer Poesietagen 2007" - siehe dort auch: S. 3, Fn. 1

(65) - siehe (29) - S. 45 Zeilen 8/9
(66) -  siehe (1) - S. 32 Zeile 10
(67) - siehe (37) - S.383 Zeilen 11 -12
(68) - siehe (29) - S.45

(69) - siehe (29) - S. 45 Zeile 4 Auch das Gedicht "premiere" liesse sich als ein großer Kommentar zu dem Kompositum "schweisswarze" lesen..
"premiere" besticht durch eine Entfaltung der "schwarz/weiß" Kombinatorik im Zusammenhang dessen, was sich in diesem Text mehrmals als "rosen" und "warzen" lesen lässt. (70) Helmut Heißenbüttel hat zudem noch das Wort "rosen" im Text und Kontext dieses Gedichtes genauer untersucht. (71)

(70) reinhard priessnitz - vierundvierzig gedichte - rosch linz/wien 1986 - S. 7

(71) H. Heissenbüttel : Wie weit eine Methode nicht trägt - in : sprache im technischen Zeitalter Nr. 100 / 1986  S. 295-297

(72) - siehe (29) - S. 45 Zeile 25
(73) - siehe (29) - S. 45 Zeile 1
(74) - siehe (1) - S. 32 Zeile 4/5
(75)   Wahrig Deutsches Wörterbuch S. 1051 Linke Spalte - 6. Aufl. 1997
(76) - siehe (29) - S. 45 Zeile 1
(77) - Wahrig Deutsches Wörterbuch S. 745 Linke Spalte - 6. Aufl. 1997

(78) In Ihren Godard-Gesprächen haben Kaja Silverman und Harun Farocki auf die Signifikanz des Zusammenhangs zwischen monetärer Wirtschaft und sprachlichem Zeichen hingewiesen. Ein ,Kapitel' des Godard Filme "Le Gai Savoir"(1968) kommentierend sagt Kaja Silverman: "Das nächste Kapitel legt uns nahe, die Finanzkrise in London mit der linguistischen Krise in Paris zusammenzudenken. Auf den ersten Blick scheint dieser Vorschlag verblüffend, aber man kommt bald dahinter, daß in Krisenmomenten sowohl die Sprache als auch das Geld einer Neubewertung unterzogen werden, die gravierende Folgen haben kann. Der Mai '68 hat zu einer Neubewertung des linguistischen Signifikanten geführt, der seinen Wert dramatisch ansteigen ließ. Die Welt ist seitdem nicht mehr die gleiche." (79)

 (79) K. Silverman / H. Farocki : Von Godard sprechen S. 154 - Verlag ,Vorwerk 8'/arte edition -  Berlin 2002

(80) Wahrig Deutsches Wörterbuch S. 360 Rechte Spalte - 6. Aufl. 1997

(81)Wahrig Deutsches Wörterbuch S. 360 Rechte Spalte - 6. Aufl. 1997

(82) "Wahrscheinlich kennen Sie alle das also sehr berühmte Gedicht - oder für mich sehr bedeutende Gedicht von Benn : ,Durchs Erlenholz kam sie entlang gestrichen' - ich nenne das ganze "wischung"..."; - Hinweise zu der Tonaufnahme von R.P. siehe Fn (7, 27, 61). Reante Kühn arbeitet im Finale ihres umfangreichen Aufsatzes (83) - unter Berücksichtigung der Poetologie Benns - diverse Bezüge zwischen diesen beiden Texten heraus.
Benns Bemerkung, Albrecht Fabri zitierend,  daß ".. jedes Gedicht seine homerische Frage.." (84) habe, ist mir nicht entgangen..

(83) - siehe (8)  S.390 - 402

(84) G. Benn - Gesammelte Werke Bd. 1 - S.1071 - Verlag Zweitausendeins / 2003

(85) - siehe (84) - Bd. 2 - S.776-784
(86) - siehe (84) - GW. Bd. 3 - S.2171
(87)  - siehe (84) - GW. Bd.2 - S.777
(88) - siehe (84) - GW. Bd.2 - S.780
(89) - siehe (84) -  GW Bd.2 - S.784

(90) Der Nationalsozialismus - Dokumente 1933 - 1945 -Hg. von W. Hofer -Fischer Tb/1982  - S.285, Dokument 160

(91) - siehe (1) - S. 32 Zeilen 11/12

(92) reinhard priessnitz : fünf prosastücke - werkausgabe bd.2 S. 21 - droschl 1986 linz/wien

(93) - siehe (23)- ebd.

(94) P. Widmer : Subversion des Begehrens (Eine Einführung in Jacques Lacans Werk) - Wien/1997 - S.47

(95) - siehe (94) . ebd.

(96) - siehe (94) - ebd. - ; so auch bei Franz Kaltenbeck :".. bezeichnet Lacan doch die Ursache des Begehrens als einen Rest, der aus der symbolischen Ordnung herausfällt." (97)

(97) - siehe (11) - S. 3

(98 ) J. Lacan - "Die vier Grundbegriffe der Psychoanalyse" - Seminar XI - S.16 - 4.Aufl./Weinheim/1996 "Es müssen schon Krisen kommen, bis ein J.R. Oppenheimer an uns alle die Frage stellt, was mit dem Begehren ist, das der modernen Physik zugrunde liegt. Und auch dann merkt man nicht auf. Man hält es für einen politischen Zwischenfall."

(99) - siehe (1) - S. 32 Zeile 10/11
(100) - Celan?/ Aleixandre? -nachsehen! -
(101) - siehe (32) - ebd.
(102) - siehe (2) - S. 23
(103) - siehe (1) - S.32 Zeile 5/6
(104) - siehe (1)- S. 32 Zeile 5
(105) - siehe (47) -  S. 565-571
(106) - siehe (47) - S.566
(107) reinhard priessnitz - vierundvierzig gedichte - edition neue texte linz/wien 1986 - S. 27

(108) "..wegtutend / fortschreiben.weniger wellen. / kein papier mehr.." (109) heisst es in Priessnitz' "am offenen mehr". Wäre diese Textstelle ( beginnend mit "..weg=tut=end..") nicht auch lesbar als Kommentar zum Akt ( d.h. : sowohl zur Tat des Durchstreichens - als auch zum Urteil ? )

"Akt" wäre hier also in mindestens zwei Richtungen zu denken:
Im Sinne dessen, was J. Lacan "Passage à l àcte" genannt hat. (110) Im Sinne dessen, das Franz Kaltenbeck schreiben kann,"..daß Freud das Urteil als einen Akt auffasst, was sein Artikel Die Verneinung erst recht deutlich macht. (111)

(109) reinhard priessnitz - vierundvierzig gedichte - edition neue texte linz/wien 1986 - S. 52  Z.8-10

(110) J.A. Miller : Jacques Lacan: Bemerkungen über sein Konzept des Passage à l`acte  -  in : 'Wo Es War'  Nr. 7/8 . 39-49  - Ljubljana 1989

(111) - siehe (11) - S. 9

(112) reinhard priessnitz - vierundvierzig gedichte - edition neue texte linz/wien 1986 - S. 9

(113) - siehe (107) - ebd.

(114) - siehe (107) - ebd.

(115) Saussure notiert :"'Man stelle sich die Luft im Kontakt mit einer Wasseroberfläche vor. Wenn sich der Luftdruck ändert, zerlegt sich die Wasseroberfläche in eine Reihe von Unterteilungen, das heißt Wellen,, und diese Wellenlinien geben eine Idee von der Vereinigung, und wenn man so sagen darf : von der Paarung des Denkens mit der Lautmaterie.'" (116)

(116) siehe (2) - S. 71/72

(117) Diese Formulierung stammt von Franz Kaltenbeck.

(118) Franz Kaltenbeck zitiert J.Lacan ; in : (2) - S. 67 und 147





Eckhard Rhode
Oktober 2006 / April 2007